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Geschichte von Wechloy

im Spiegel seiner alten Höfe

Die Neusiedlungen in Wechloy

Es ist bereits gesagt worden, daß das mittelalterliche Wechloy aus vier Höfen bestand, die jahrhundertelang die einzigen Häuser dort blieben. Erst nach dem 30jährigen Krieg, noch in der Graf Anton Günther Zeit, siedelten sich weitere Bauern in Wechloy an, und es entstand neben den 2 Hausleuten und 2 Kötern jetzt eine Anzahl von neuen Kötereien. Die Gründung dieser Stellen ging nur langsam und mit unendlicher Mühe vor sich, denn das gute Land (Esch) hatten die alten Höfe längst in Besitz, und für die Neusiedler blieb nur sumpfiges Gelände und unfruchtbare Heide, die sie mühsam kultivieren mußten (Kampland). Anfangs wohnten die Köter meistens noch bei einem Hausmann in dessen Speicher oder Scheune, bis man sich eine eigene Hütte bauen konnte, die zunächst noch recht ,,armsählig" ausfiel (Johann von Bloh, achtern Kampe). Wie schwierig aller Anfang war, zeigt besonders die Gründung von Wilke Gerdes Köterei:

Da lebte um 1640 in Wechloy der etwa 1600 geborene Wilke Wilken, genannt Wilke zu Wechloy, der als jüngerer, abgehender Sohn des Hausmanns Johann Wilken von Wehnen keinen eigenen Grund und Boden hatte, sondern sich als Häusling recht und schlecht durchschlagen mußte. Er war verheiratet mit Grete, einer Hausmannstochter aus Bloh, deren Vater Diedrich von Bloh auch einst aus Wechloy stammte. Als Wilke zu Wechloy 1647 plötzlich starb, ließ er seine Witwe in äußerst bedrängten Verhältnissen zurück. Da sie aber eine tatkräftige Frau war, wußte sie auch Rat und wandte sich am 11. September 1647 an Graf Anton Günther ,,...mein Mann Wilcke zu Wechloye Sehl. (ist) für etlichen viel wochen mit Todte abgegangen, und (hat) mich leider in hochbetrübten Wittibenstande gesetzet, und mit 5 Kindern hinter sich verlaßen. Weiln ich dan Gott erbarmes nichtes eigenes habe, sondern in Zeit von Jahren hero bey meines Sehl. Mannes lebzeiten, und annoch, in eines bürgers Scheune außer der harenpforten zur heuer gewohnet, und sauerlich mich darinnen behelffen müßen,...(darum bitte ich), mir umb die gebühr eine kleine stette entweder bey dem Wechloyer Stege oder dem Wehrder zu auffsetzung eines geringen und kleinen haußes großgünstig zu Wege bringen und zu kommen laßen."

Leider hat die arme Witwe damals nichts erreicht, sie mußte selbst sehen, wie sie sich durchschlug. Sie hat auch ihre Kinder groß gezogen und verheiratet, z.B. ihre gleichnamige Tochter Greta um 1655 mit dem Hausmann Brun Bruns in Wechloy. Ihr einziger Sohn hieß Wilke zu Wechloy, auch Wilke Wilken oder Wilke Gerdes genannt. Diesem nun, seit 1666 mit Gesche Fester, Tochter des Häuslings Gerdt Fester zu Wechloy verheiratet, gelang endlich der mühevolle Weg zur eigenen Scholle. Im Jahre 1681 wird er zum ersten Mal in der Reihe der Wechloyer Köter aufgeführt (siehe Wilke-Gerdes-Köterei). Seine Familie, fortan ,,Gerdes" genannt, erwies sich als ein lebensstarkes Geschlecht, das sich oft verzweigt und bis heute erhalten hat.

So Verraten die Akten noch manches Schicksal aus längst vergangenen Tagen. Da hatte auch ein Oltmann Schwarting, Sohn des Alten Köters Gerdt Schwarting zu Wechloy, einen Placken zur Hausstätte in Wechloy erworben; aber dann findet ' sich 1680 die Notiz: ,,weiln aber derselbe wegen eines Todtschlages ehemalß entwichen, ist der Placken in der gemeinte wüste liegen geblieben."

1665 wurde die erste neue Köterei in Wechloy gegründet (Bremer), und in rascher Folge entstehen nun die nächsten: 1666 (Schröder), 1669 (Westerholt), 1675 (Schüttenhus), 1681 (Wilke Gerdes) und 1689 (Bruns). Dann tritt eine Pause von etwa fünfzig Jahren ein. Erst um 1740 entsteht wieder eine Köterei (Diecks), der etwa zehn Jahre später die nächste (von Bloh) folgt. So bestand Wechloy damals vor 200 Jahren insgesamt aus 12 Höfen (2 Hausleute, 2 Alte Köter, 8 Neue Köter). über diese 12 Bauernstellen, die auch auf der Vogteikarte von 1790 eingezeichnet sind, wird im folgenden Abschnitt einzeln ausführlich berichtet.

Die Wechloyer Familien haben sich im allgemeinen lange Zeit auf den Höfen erhalten. Erst die letzten Jahrzehnte haben hier größere Veränderungen mit sich gebracht. Aber noch immer sitzen auf manchen Stellen die Nachkommen der alten Pioniere, die vor fast 300 Jahren den Hof begründeten (Schüttenhus, Westerholt). Seit alten Zeiten sind die Wechloyer Bauernfamilien vielfältig untereinander verwandt, und man wird mit einigem Recht sagen können: das ganze Dorf ist eine Familie.