Graf Anton Günther und der Bauer von Wechloy

Das war der Graf von Oldenburg;
sein Ruhm ging alle Länder durch,
und keiner kam im deutschen Reich
an Klugheit ihm und Ehren gleich.
Nur Jan von Wechloy hat gelacht
und ganz im Stillen sich gedacht:
,,Wi Burn sünd em doch öwer!"

Im Grafenschloß der Bauer stand;
wie viel er auch zu schauen fand,
ein schöner Sessel, goldgeschmückt,
hat ganz besonders ihn entzückt.
,,Ei, der gefällt dir, wie mir scheint,"
so sagt der Graf. Der Bauer meint:
,,Wi hebbt to Hus noch bätre."

Graf Anton Günther hat gelacht:
,,Wohlan, gleich morgen nach der Jagd
bin ich an deinem Tisch zu Gast,
und weh, wenn du geflunkert hast!
Du weißt, was deinem Buckel droht."
Der Bauer schmunzelt: ,,'t hett kin Not,
Ji könnt man ruhig kamen."











Und als der Graf den Hirsch gestreckt,
da stand des Bauern Tisch gedeckt.
Fünf Säcke waren, korngeschwellt
zu weichem Sitz zurechtgestellt.
Der Bauer sagt: ,,De Stohl is god,
dat Brot is frisch, de Schinken rot;
nehmt Platz und lat Jo't schmecken."

Da drückt der Graf des Bauern Hand:
,,So teuren Stuhl ich nimmer fand.
Sein Polster ist mit dem gefüllt,
woraus des Landes Segen quillt.
Hast recht; das Beste auf der Welt
ist eines Bauern Ackerfeld." -
,,Ja, Herr, un so schall't bliwen."

Georg Ruseler