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Wechloy, rund um die Dorfstrasse

Bericht aus der Chronik 1960 von Otto Urban

Unsere Dorfstraße, so können wir den guten alten Drögen-Hasen-Weg wohl nennen, denn über der Bahn, im ehemaligen Dorfzentrum, war schon seit altersher ein Kopfsteinpflaster vorhanden, doch ist es jetzt zusammen mit dem übrigen Weg mit einer Steinschlagdecke versehen worden. Seinen Namen kann er aber auch noch nicht allzu lange haben; denn der ,,Drögen Hasen", nach dem er genannt ist, wurde ja auch erst vor etwa 100 Jahren erbaut. Wie der Weg vorher geheißen hat, ist mir nicht bekannt, doch war er früher der einzige Verbindungsweg zwischen Oldenburg und Ofen oder Wehnen. Man sieht es noch an dem spitzen Winkel, mit dem dieser Weg und die Ammerländer Heerstraße ineinander überlaufen. Die neue Landstraße von dieser Ecke bis nach Ofen ist eigentlich nur eine Begradigung, die während der Franzosenzeit, etwa 1810, neu angelegt wurde; etwa zu derselben Zeit, als auch der Wildenlohsdamm im benachbarten Bloherfelde entstand. Wenn man sich auch noch die Eisenbahnstrecke nach Leer wegdenkt, die ja auch erst rd. 90 Jahre liegt, dann erkennt man, wie wichtig der Weg damals gewesen sein muß. Wer den Richtweg nach Zwischenahn nehmen wollte, der mußte schon diesen Weg gehen, sofern er nicht den Umweg über Metjendorf und Neuenkruge, der ja der offizielle Postweg war, wählte.

Bis zur Jahrhundertwende trug das Dorf rein ländlichen Charakter. Die Häuser waren im rein niedersächsischen Bauernhausstil erbaut. Von der Stadt kommend traf man erst an der Ecke Heynesweg oder Heideweg, wie er damals hieß, das erste Haus, das der Familie Wragge gehörte und noch bis vor einigen Jahren als Rauchhaus gestanden hat. Vorher war der Weg auf beiden Seiten von Wällen und Hecken eingesäumt, überschattet von Eichen. Der Heideweg selber war noch nicht bebaut; das heißt, jenseits der Bahn, wohin er früher führte, standen schon die Häuser von Lange und Scheide. Letzteres war bereits mit Front zur Chaussee erbaut, dahinter lag noch zum Teil Heide. Auch in anderen Teilen Wechloys fand man noch Heideflächen, so vor dem Breiten, oder auch jenseits der Haaren in der Gegend des heutigen Bernhard-Friedrich-Weges. Da es damals noch keinen Kunstdünger gab und der Wechloyer Ackerboden ziemlich hungrig ist, so haute man Heideplacken ab. Sie dienten den Kühen zunächst als Streu im Stall und wurden dann als wertvoller Dung aufs Land gefahren. Ein Wechloyer Bauer, der diese Bewirtschaftungsweise besonders intensiv betrieb, wurde auch Plaggenheini genannt.

Überhaupt spielte sich das dörfliche Leben in bedeutend einfacheren Formen als heute ab. Da es Elektrizität hier noch nicht gab und Petroleum viel Geld kostete, jedenfalls für damalige Begriffe, nutzten die Leute das Tageslicht mehr aus. Sie gingen abends ,,mit den Hühnern zu Bett" und standen morgens ,,mit der Sonne" wieder auf. Und wenn der Morgentau noch auf den Weiden lag, waren die Frauen und Mädchen schon am Melken. War dieses getan, sah man sie mit den Eimern am Jück über der Schulter wieder heimwärts ziehen. Heute dagegen ist es schon fast selbstverständlich, daß elektrisch gemolken wird. Ob die Molkerei schon beim Ammerländer stand, weiß ich nicht, doch stand bestimmt damals noch in jedem Haus die ,,Butterkarne". Von all den landwirtschaftlichen Maschinen, die dem Landwirt heute zur Verfügung stehen, war damals kaum etwas zu sehen, und während heute das Dreschen des Kornes mit modernen Dreschmaschinen an einem oder einigen Tagen erledigt ist, war es damals die halbe Winterbeschäftigung. Jeden Morgen konnte man auf allen Höfen das Klappern der Dreschflegel hören. ,,De holten Hunnen sünd an'n bläken", sagten dann wohl die Leute. Wer besonders fortschrittlich war, hatte wohl schon eine Dreschmaschine, die von den Pferden am Göpel angetrieben wurde.