Das Leben und die Gesellschaft in Alt Wechloy

Georg Scheide

In unserer Jubiläumsschrift zeigen uns die vielen schönen Berichte und wertvollen Aufzeichnungen, daß das Leben auch in unserem alten Wechloy fast ausschließlich von der Landwirtschaft bestimmt wurde - so war es bis zur letzten Jahrhundertwende, als die Technik langsam ihren Anfang nahm.

Die Ernährung war eben das Wichtigste. Dabei hatten die Wechloyer den großen Vorteil in unmittelbarer Nähe der alten Residenzstadt Oldenburg zu wohnen - so konnten sie ihre Landprodukte dort gut absetzen - und auch Nötiges wieder einkaufen.

Dabei denken wir auch an die Marktfrauen, die mit ihren Gemüsewagen regelmäßig zum Oldenburger Wochenmarkt fuhren, oder auch an die Butter- und Eiertanten, die mit ihren Körben an Tragebügeln zu Fuß zur Stadt gingen und dabei auch noch ihre Stammkunden hatten. Ebenso an die Besenbinder und Milchauslieferer. Ihr aller Wahlspruch war: Wie mötjo sehn', datt Geld an't Hus kummt! Sie alle sind dabei nicht reich geworden - aber doch glücklich und zufrieden. Auch fanden die abgehenden Töchter und Söhne von den Höfen - sowie auch die ,,kleinen Leute" dort eine lohnende Beschäftigung oder gar eine Existenz.

Vieles wurde auch in den dunklen Abendstunden - vor allem im Winter (in de Snieder-Fierstund'n) am flackernden Herdfeuer selbstgemacht - so das Spinnen und Stricken, das Körbe- und Kiepenflechten und das Besenbinden.

Langsam aber stetig dehnte sich die Bevölkerung immer mehr aus - und so kam die Zeit der Tagelöhner und Handwerker - da waren dann die Gras- und Kornmäher, die Fuhrleute die Hausschlachter (meist als Nebenberuf), die Schneider, Schuster und ,,de Husmaakers".

Auch zogen ,,die kleinen Kaufleute" mit ihren Bauchläden von Haus zu Haus.

Das Leben pulsierte.

Bei all der schweren und langen Tagesarbeit kam aber auch die Geselligkeit nicht zu kurz - da waren die Klönabende am Herdfeuer - die Nachbarschaftsfeste - Hochzeiten und Kindtaufen. Das größte Fest war wohl der Oldenburger Kramermarkt seit der Zeit des ,,Grafen Anton Günther" - zunächst als Pferdemarkt.

Der sonntägliche Kirchgang wurde auch streng eingehalten. Bis zum Bau der Ofener Kirche im Jahre 1901 mußte man ganz zur Lambertikirche nach Oldenburg. Der Ofener Friedhof dagegen bestand -- auch für die Wechloyer - schon seit 1863.

Als dann die Technik immer weiter fortschritt, gab es - besonders auch für die Jugend - mehr Freizeit. Um den ,,Drögen Hasen" der schon früh der kulturelle Mittelpunkt des Dorfes war, gab es bereits manch schönes Fest. So das weithin bekannte Vogelschießen auf der Weide. An einem ca. 10 m hohen Mast war ein großer Holzvogel angebracht, den die Schützen in einzelnen Stücken abschossen, und dafür unterschiedliche Preise erhielten. Eine Kegelbahn im Garten war sonntags von der Jugend immer stark besetzt. Ein landwirtschaftlicher Verein, der Klub Gemütlichkeit und später auch der Boßelverein hatten alle ihren Sitz im ,,Drögen-Hasen" - ein Gesangsverein dagegen residierte im Feldschlößchen an der Ammerländer Heerstraße,

Dann kam der erste Weltkrieg 1914 - l918. Er hinterließ tiefe Wunden und Lücken, so auch später der zweite Weltkrieg. Doch dann setzte das Vereinsleben wieder voll ein. Der bisherige Saalschießverein entwickelte sich zum Schützenverein ,,Tell Wechloy" und ist mit seinen großen Schießleistungen weit über unsere Grenzen bekannt geworden. Ebenso der Boßelverein und später die Kegelvereine. Ein neuer Geselligkeitsverein, der ,,Junggesellenklub Dröge Jungs", wurde 1928 im ,,Drögen Hasen" gegründet. Mit viel Elan wurde manches schöne Fest - auch im Sinne der Heimatpflege - gefeiert

Als dann aber durch Heirat die Reihen immer lichter wurden, entschloß man sich im Jahre 1935 zur Gründung vom ,,Heimatverein Wechloy". Heute besteht der Heimatverein 80 Jahre und ist mit seiner Volkstanz- und Theatergruppe sowie der Heimatpflege weit über Oldenburgs Grenzen hinaus bekannt geworden.