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Unser kleines Wechloy

Helmuth Steenken

Zeiten und Herrscher änderten sich, weniger die Bauern von Wechloy. "Lieber Herr Johann Bruns", schreibt 1816 die wieder Gräfliche Polizei: "Es sind Beschwerden eingekommen, daß Sie keine Einquartierung dulden. Ich thue Ihnen daher freundschaftlich ersuchen, von heute ab Einquartierung zu nehmen. Über lhnen wird gelärmt! und hat mir dieses viel Verdruß gemacht. Ich bin mit Achtung Ihr Freund gez. Minnemann, Oberwachtmeister." Wechloyer Bauern ließen sich so leicht nicht ins Boxhorn jagen. So zeigte Ostern 1869 Johanns Enkel Gerd Bruns das 0ldenburgische lnfanterie Regiment Nr.91 an wegen Beschädigung seiner Waldungen. Der Oberst mußte sich entschuldigen. Er hätte aber die Urheber des angerichteten Schadens nicht mehr ermitteln können, schreibt er, "da Kommandos fast aller Truppenteile Oldenburgs nach Wechloy entsendet wurden, um Material zum Ausschmücken der Kasernen zu sammeln."

Um diese Zeit war Gerd Bruns Bauernvogt von Wechloy. Er hat ein Personenverzeichnis von Wechloy angelegt: Einhundertundfünfzig waren es. Seine Familie umfaßte acht Personen. Es gab zehn Bauern in Wechloy, zwei Köter, sieben Heuerleute und einundzwanzig Gehilfen. Weiter gab es einen Schmied, einen Zimmermann, den Schuster Scheide, zwei Schneider, zwei Arbeiter und den Drögen-Hasen-Wirt. Der hatte sechs Gehilfen, Gerd Bruns vier, je drei kamen auf die Bauern von Bloh, Gerdes, Addicks und den Schuster Scheide. Auch eine Hebamme gab es in Wechloy, die Witwe Anna Meinecke. Vom Geld ist auch die Rede. Der Lohn eines Großknechts betrug bei freier Wohnung, Kleidung, Essen 150 Mark, soviel wie eine Kuh, oder ein Hektar Heide kostete. Die Großmagd erhielt übrigens hundert Mark, ein Arbeiter einen Tageslohn von zwei Mark. Das fanden die Bauern günstiger, weil ein Arbeiter nicht immer beschäftigt zu werden brauchte. Zum Vergleich kostete ein Schinken damals vierzig, ein Ferkel sechs und ein Kilo Butter eine Mark. Das war eine harte Wirklichkeit für unsere Urgroßväter in Wechloy. Aber Wechloy war auch für sie - nach August Hinrichs - dat erste Woort na vadaer un mudder. Unser kleines Wechloy ist da, wo noch Geschichten sind.